Ein bisschen botanisches Wissen drumherum

Artbezeichnung/Artepithethon: praecox = Frühblühend, frühreifend
praecox aus lat prae=voraus und coquere=kochen, reifen.

Erwähnung am Rande: auch der Name der Aprikose leitet sich davon ab, praikokia gr. meint eine kleine, frühreife Sorte von Aprikosen.

Alle diese Pflanzenarten kommen noch vor den #Frühlingsarten; diese haben vom wissenschaftlich/botanischen Namen her, oder auch in der deutschen Namensbezeichnung den #Frühling drinnen. Was also in der Artbezeichnung "ver" verpackt hat, ist schon schwer verdächtig. Ver lat. heißt nämlich Frühling, und daraus folgen dann die Bezeichnungen "vernus, verna, vernum, vernalis".

Mehr dazu in https://pagewizz.com/alles-fruhlings-blumchen-40068/

Zum besseren Verständnis der Bezeichnungen könnt ihr den Artikel rund um die lateinisch/botanischen Bezeichnungen nachlesen: Die Nomenklatur von Linné:

Es ist eigentlich ein genial einfaches System. Er ging dabei als Quellen auf die griechischen oder römischen Pflanzenbücher zurück. Durch zwei Wörter (binäre Nomenklatur), Gattung + Art, wird eine Pflanze eindeutig bezeichnet. Die wissenschaftlichen Namen werden dabei immer kursiv geschrieben. Der Gattungsname, z.B. "Salvia" wird großgeschrieben, die Artbezeichnung (das Artepitheton) "officinalis", wird kleingeschrieben; Salvia officinalis=echter Salbei.

Alle die folgenden angeführten Gattungen haben auch #praecox Arten in ihrem Angebot:

Agrocybe, Aira, Atriplex, Barbarea, Chimonanthus, Cotoneaster, Cytisus, Dianthus, Draba, Freesia, Galium, Gentianella, Helianthus, Hieracium, Hydrangeum, Isatis, Leucanthemum, Mentha, Potentilla, Thymus, Tulipa, Veronica, Weigelia. ... und sicher noch einige mehr, aber da endet mein Versuch des Forschens in den Fachbüchern.

 

Veronica praecox (Bild: a.sansone)

Einige dieser Arten möchte ich euch hier ein wenig mehr ans Herz legen, denn sie erfreuen den Natur- und Gartenfreund, sofern er nicht zu den überpenibelsten Gärtnern gehört, auch in seinem Garten, oft auch im Gemüsebereich, aber ich schwöre, man kann sie dort dulden.

Veronika, der Lenz ist da ... fast jeder hat sogleich die Melodie im Ohr und so geht es mir, wenn ich den ersten frühblühenden Ehrenpreis entdecke. Er stammt aus dem mediterranen Bereich, ist aber auch hier weit verbreitet.

  • Früher Ehrenpreis, Veronica praecox, Familie Plantaginaceae: An Ackerrändern, auf Trockenrasen, mit stärkerer drüsiger Behaarung wie die später folgenden Ehrenpreis-Arten. Jaja, ich weiß schon, die Ehrenpreisarten sind manchmal ganz schön üppig im Gemüsegarten als "Unkraut/Beikraut" vertreten. Aber man kann sie sehr lange dulden oder sogar als Wildgemüse verwerten und die voreiligen Bienen werden es euch danken.
  • Auch in dieser Wildkraut-Gattung gibt es viele Arten, dem Barbarakraut/Barbarea, einem gelbblühenden Kreuzblütengewächs. Vor dem Frühlings-Barbarakraut/Frühlings-Winterkresse (Barbarea verna) kommt nochmals vorwitziger und frühzeitiger Barbarea praecox. Die #Barbara im Namen verdankt es der Schutzheiligen Barbara, und man erntete auch bis 4. Dezember seine Blätter als wichtige Vitamin C-Quelle. Vorkommen an Weg- und Ackerrändern, an Bach- und Flussauen. Die vitaminreichen Blätter bleiben auch im Winter grün.
  • Bleiben wir bei den Gelbblühern, da kommen das frühblühende Habichtskraut, Hieracium praecox, ein Korbblütengewächs und das frühblühende Fingerkraut, Potentilla praecox, ein Rosengewächs, ins Spiel. Bei beiden Arten dürfen sich die Botanik-Spezialisten austoben, für uns Botaniklaien darf vielleicht, ob der ganz frühen Blühzeit schon im März und die zottigere Behaarung als Verdacht genügen, dass es vlt. eine der praecox-Arten sei.
  • Vom Labkraut, Galium, gibt es auch eine praecox-Unterart, Galium verum ssp. praecox, gelbblühend wie eben das Echte Labkraut auch, mit eher wirteligem Blütenstand.
  • Eine Pflanze der Ackerränder ist der Frühe Feld-Thymian, Thymus praecox, eine niederkriechende Art mit gleichmäßig behaartem runden Stängel.
  • Und eine mir besonders liebe Pflanzenart, weil im alpinen Raum bis hoch ins Gebirge vorkommend, ist der Frühe Gebirgs-Feldthymian, Thymus praecox ssp. polytrichus, dem es immer wieder gelingt sich auch an den unmöglichsten Abbruchsstellen im Schotter festzuhalten und der seine Ausläufer wie kleine Girlanden über die Felsen hängen lässt.

 

Thymus praecox ssp polytrichus; die Girlanden (Bild: a.sansone)

  • Die frühe Wiesen-Margerite, Leucanthemum praecox, die bereits im Mai zu blühen beginnt, darf ich auch nicht vergessen. Aber wie man sie einfach von der normalen Wiesen-Margerite, Leucanthemum vulgare, unterscheidet, kann ich euch leider nicht verraten. Nach der frühen Blütezeit kann man leider in Zeiten des Klimawandels und dem eindeutigen Verschieben der Jahreszeiten nach vorne, also schneefrei und frostarm oft bereits ab Mitte Februar, auch nicht mehr gehen.
  • Bei den Felsenblümchen, Draba, die ebenfalls sehr zeitnah nach der Schneeschmelze aufblühen, wird das Frühlings-Felsenblümchen, Draba verna, mancherorts auch als Draba praecox bezeichnet. Allerdings sollte die neue Bezeichnung eigentlich Erophila verna lauten. Das Frühlingshungerblümchen (Erophila verna) ist eines der vielen Kreuzblütengewächse (Brassicaceae). Es blüht vorwiegend von März bis Mai. Es ist einer der unauffälligsten und kurzlebigsten Winzlinge unter den mitteleuropäischen Blütenpflanzen.
  • Zuletzt möchte ich noch den Böhmischen Enzian oder Böhmischen Kranzenzian (Gentianella praecox) nennen. Einem Fransen-Enzian/Kranz-Enzian, der sich schon als sehr gefährdet darstellt. Mehr dazu auf der Wikipedia-Seite. Warum dieser Enzian das #praecox in seinem Namen führt, erklärt sich mir nicht wirklich, ich hoffe aber sehr, dass die Maßnahmen, um seinen Bestand zu sichern, fruchten.

Dicht gefolgt sind diese Vorfrühlings-Arten natürlich von den *Frühlings-Blümchen, also alles Arten in deren Namensbezeichnung auch der Frühling drinnen liegt; das habe ich in diesem Artikel Alles *Frühlings-Blümchen versucht zusammen zu fassen.
Passend dazu thematisch sind natürlich auch noch die Butterblümchen und die Kuckucksblumen.

PS: Damit wäre in meinen Augen das Winterende, die Übergangszeit zum Frühling, Vorfrühling und der Frühling mal abgedeckt. Und das alles ohne KI? Wie oldfashioned und nicht zeitgemäß. Was soll's; es macht das Blättern und Nachforschen aus Eigenem viel mehr Spaß, das Fotografieren, das Entdecken ; aber das wollen wir bitte nicht verraten.

 

Adele_Sansone, am 20.02.2024
2 Kommentare Melde Dich an, um einen Kommentar zu schreiben.


Bildquelle:
https://pagewizz.com/ein-garten-in-rosa- (Ist das schon der Frühling? Wie der phänologische Kalender beim Erk...)
a.sansone (Butterblumen - Welche Blume versteckt sich dahinter?)

Laden ...
Fehler!